Studie | Muslime in Wien haben in Bezug auf Gebetshäuser einen Vorteil gegenüber Katholiken
von Adem Hüyük
Mit Stand Januar 2025 leben in der Republik Österreich rund 9.197.213 Menschen. Die Zahl der Muslime wird auf etwa 700.000 Personen geschätzt (bundeskanzleramt.gv.at). In der Hauptstadt Wien liegt diese Zahl laut offiziellen Angaben bei 200.000 Personen (Statistik Austria, 2023).
Historischer und gesellschaftspolitischer Hintergrund
Die Geschichte Wiens, die sich an mehreren Punkten mit dem Osmanischen Reich kreuzt, prägt bis heute die Wahrnehmung des Islams in Österreich. Selbst wenn die Osmanen während der Belagerung Wiens die Stadt eingenommen hätten, wäre die Zahl der Moscheen wohl kaum höher als heute – denn wie Beispiele aus Ungarn oder Belgrad zeigen, verfolgte das Osmanische Reich keine religiös-expansive, sondern eine fiskalische Politik.
Im Jahr 1912 wurde der rechtliche Status der bosnischen Muslime anerkannt – dies gilt als das erste offizielle Anerkennungsdatum des Islams in Österreich. Mit der Gastarbeiterbewegung der 1960er-Jahre begann dann eine neue Phase: Die Regierung sah diese Migration primär als wirtschaftliche Notwendigkeit, ohne zu bedenken, dass die Migranten auch ihre kulturellen und religiösen Praktiken mitbringen würden. Diese Bewegung führte langfristig zu tiefgreifenden Veränderungen in der sozialen und wirtschaftlichen Struktur des Landes.
Während der Zweiten Republik wurde der Islam in der Verfassung als anerkannte Religionsgemeinschaft verankert. Mit der Gründung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) im Jahr 1979 wurde der Islam offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt – inklusive Rechte auf Moscheebau, Imamentsendung und Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht.
Das Islamgesetz von 2015 zielte darauf ab, die Rechte und Pflichten islamischer Gemeinschaften zu regeln. Viele muslimische Gruppen kritisierten jedoch, dass das Gesetz weniger dem Schutz der Religionsfreiheit diene, sondern vielmehr die Kontrolle des Islams durch den Staat festige.
Vorurteile und behördliche Kontrolle
Vor allem türkischstämmige religiöse Gruppen und Vereine beklagen sich über anhaltende Vorurteile und politische Überwachung. Sie kritisieren, dass Moscheen, islamische Schulen und Vereine unter Generalverdacht stünden und unangemessen kontrolliert würden.
Trotz dieser Spannungen zeigt die Zahl der bestehenden Moscheen und Vereine, dass Muslime in Österreich ihre Religionsfreiheit real ausüben können.
Gebetshausdichte in Wien
| Religion / Gruppe | Bevölkerung | Zahl der Gebetshäuser | Personen pro Gebetshaus |
| Muslime | 200.000 | 108 Moscheen | 1.852 Personen / Moschee |
| Katholiken | 1.350.000 | 230 Kirchen | 5.870 Personen / Kirche |
Analyse: In Wien haben Muslime im Verhältnis zur Bevölkerung eine höhere Dichte an Gebetshäusern als Katholiken.
Regionale Verteilung (nach Bezirken):
- Hohe Moscheendichte: , 20., 15. und 12. Bezirk
- Keine Moscheen: , 7., 13. und 19. Bezirk
Landesweiter Vergleich
| Religion / Gruppe | Bevölkerung | Zahl der Einrichtungen | Personen pro Gebetshaus |
| Muslime | 700.000 | ~400 Moscheen (insgesamt 623 islamische Einrichtungen) | 1.750 Personen / Moschee |
| Katholiken | 4.557.000 | 4.167 Kirchen | 1.093 Personen / Kirche |
- Auf rund 750 Muslime kommt eine Moschee,
- Auf rund 100 Katholiken kommt eine Kirche.
Diese Zahlen sind Näherungswerte, da nicht alle Gebetsräume offiziell registriert sind.
Fazit und Bewertung
- Österreichweit: Muslime haben im Verhältnis zur Bevölkerung weniger Gebetshäuser als Katholiken.
- In Wien: Muslime verfügen über mehr Gebetshäuser pro Kopf als Katholiken.
- Die ungleichmäßige regionale Verteilung – insbesondere in moscheenarmen Bezirken – zeigt, dass es weiterhin Bedarf an religiöser Infrastruktur und Planung gibt.| ©DerVirgül
