Deutschland erwägt Änderung des Atomausstiegs

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Möglichkeit einer Verlängerung der Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke ins Gespräch gebracht.

Deutschland erwägt Änderung des Atomausstiegs

Der deutsche Bundeskanzler sagte am Mittwoch, es könne sinnvoll sein, die Laufzeit der drei verbleibenden deutschen Kernkraftwerke zu verlängern.

Deutschland hat 2011 bekanntlich den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen, und die letzten verbliebenen Anlagen sollten Ende dieses Jahres abgeschaltet werden.

Immer mehr Politiker plädieren jedoch für einen Aufschub der Abschaltung, da die Energieversorgung durch den russischen Einmarsch in die Ukraine gefährdet ist. Diese Frage spaltet die Mitglieder von Scholz’ regierender Ampelkoalition.

Beim Besuch einer Fabrik in Westdeutschland, in der eine wichtige Gasturbine gelagert wird, antwortete Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine Frage zur Verlängerung der Laufzeit der Kraftwerke.

Er sagte, die betreffenden Kernkraftwerke seien nur für einen kleinen Teil der Stromproduktion relevant. “Dennoch kann das sinnvoll sein”, sagte er.

Die deutsche Regierung hat in der Vergangenheit erklärt, dass erneuerbare Energien der Schlüssel zur Lösung der Energieprobleme des Landes sind.

In einigen Teilen Deutschlands, wie etwa in Bayern, geschehe dies jedoch nicht schnell genug, so Scholz.

“Der Ausbau der Stromleitungskapazitäten, des Übertragungsnetzes im Süden, ist nicht so schnell vorangekommen wie geplant”, sagte der Kanzler.

“Wir werden für ganz Deutschland handeln, wir werden alle Regionen in Deutschland bestmöglich unterstützen, damit die Energieversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger und alle Unternehmen bestmöglich gewährleistet werden kann.”

Der Ausstieg ist seit langem geplant. Die sozialdemokratische Regierung unter Merkels Vorgänger Gerhard Schröder hatte angekündigt, dass Deutschland bis 2022 aus der Atomenergie aussteigen werde.

Schröders Nachfolgerin Angela Merkel – selbst ehemalige Physikerin – hatte zunächst versucht, die Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke bis 2037 zu verlängern. Sie betrachtete die Kernkraft als “Brückentechnologie”, um das Land zu versorgen, bis neue Alternativen gefunden sind.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima in Japan beschloss Merkel 2011 jedoch den Ausstieg aus der Atomenergie.

Im Jahr 2021 trug die Kernenergie 13,3 % zur deutschen Stromversorgung bei. Dieser wurde von sechs Kraftwerken erzeugt, von denen drei Ende 2021 abgeschaltet wurden. Die übrigen drei – Emsland, Isar und Neckarwestheim – sollten Ende 2022 ihren Betrieb einstellen. 

Die Notwendigkeit, eine Energielücke zu schließen, ist entstanden, nachdem Russland die Gaslieferungen an Deutschland über die Nord Stream 1-Pipeline drastisch reduziert hat. Offizielle in Berlin sagen, der Kreml wolle das Land, das stark von Moskaus Gas abhängig ist, für seine Unterstützung der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland bestrafen.

Deutschland hat bereits angekündigt, stillgelegte Kohle- und Ölkraftwerke vorübergehend wieder in Betrieb zu nehmen, um die drohende Energiekrise zu lösen.

Der Sozialdemokrat Scholz und der deutsche Energieminister Robert Habeck von den Grünen, dem Juniorpartner in der Dreierkoalition, hatten zuvor jede Verschiebung des Atomausstiegs ausgeschlossen. Der dritte Partner in Scholz’ Koalition, die neoliberalen Freien Demokraten, hat sich für die Verlängerung ausgesprochen, ebenso wie der oppositionelle konservative CDU-CSU-Block.

Bevor über den Ausstieg entschieden wird, will Berlin das Ergebnis eines neuen “Stresstests” für das deutsche Stromnetz abwarten.| © DerVirgül

Yayınlama: 04.08.2022
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